Das modebewusste Mailand glänzt mit Attraktion, aber die Hauptstadt von Italien des Stils hat mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick sieht. Von den gotischen Wasserspeiern und Türmen des Mailänder Doms bis hin zu Leonardo da Vincis gefragtem Meisterwerk „Das letzte Abendmahl“ bietet die Stadt eine Fülle von Kultur, Geschichte und Kunst. Gönnen Sie sich einen Opernabend in der historischen Scala, trinken Sie in den „Aperitivo“-Lokalen von Navigli einen glänzend orangefarbenen Spritz und lassen Sie sich von der Mailänder Shopping-Lust anstecken.
Mailänder Scala
Fünf Gehminuten nördlich des Domplatzes leigt sich die Mailänder Scala (Italienisch: Teatro alla Scala). Das Opernhaus, das von den Italienern häufig nur La Scala genannt wird, ist weltweit berühmt. Wenn man hier auf der Bühne stand, hat es geschafft. Die Opernfans möchten sich gerne einmal im Leben einen guten Sitzplatz in einer der bedeutendsten Opern der Welt gönnen. Das Teatro alla Scala wurde im Jahr 1778 eröffnet und ist Nachfolger des 1776 abgebrannten Teatro Regio Ducale. Im zweiten Weltkrieg erlitt La Scala schwere Beschädigungen, musste repariert werden und wurde im Jahr 1946 wiedereröffnet. Heute finden 2.030 Gäste Platz und schauen sich Konzerte, Opernstücke und Ballettaufführungen an. Ein spezielles Spektakel ist die Saisoneröffnung, die jedes Jahr am 7. Dezember, am Namenstag des Schutzpatronen Sant‘ Ambrogio, stattfindet. Die Scala-Premiere wird live im Fernsehen übertragen.
Das Teatro alla Scala mag von außen relativ nicht auffällig wirken, doch dürft man sich davon nicht täuschen lassen. Von innen ist es ein wirkliches Schmuckstück. Wenn man sich keine Aufführung ansehen wollt, sollt man sich zumindest Tickets für eine geführte Tour durch den Operntempel sichern. Urlaubsguru-Tipp: Die Verkäufer auf dem Platz vor der Oper fordern häufig überteuerte Preise für die Operntickets. Also ist es ratsam, die Karten für eine Aufführung lieber im Vorhinein zu kaufen.
Navigli-Viertel
Wer italienisches Ambiente erleben will, so wie er es sich vorstellt, must er ins Navigli-Viertel gehen. Das hippe Viertel, dass seinen Namen von den beiden Navigli dort erhielt, leigt sich südwestlich des Mailänder Doms. Navigli heißen die typischen Kanäle in Mailand, die schon in der Antike als Verkehrswege gebaut und bis ins 20. Jahrhundert verwendet wurden. Im Navigli-Viertel leigen sich der Naviglio Pavese, der Naviglio Grande und der älteste Kanal Mailands. Während man durch das Viertel streift, wird es sich bestimmt an Venedig erinnert. Doch was noch mehr auffällt: Im Navigli-Viertel befindet man sich am Puls von Mailand, wo das Leben zuerst am frühen Abend und in der Nacht pulsiert. Bars und Restaurants dekorieren das Ufer des Naviglio Grande und laden sich auf einen Aperitif, italienische Pizza oder Pasta und freundliche Stunden ein. Wenn man gleich einige empfehlenswerte Lokale auf einmal finden will, eine Bier-Tasting-Tour ratsam ist. Das lebhafte Viertel, in dem man ebenfalls tolle Boutiquen und unübliche Galerien findet, könnt man auch vom Wasser aus erfahren. Macht eine einstündige Bootstour auf dem Naviglio Grande und entdeckt das schmucke Viertel aus einer außergewöhnlichen Perspektive.
Peck – Paradies für Gourmets in Mailand
Wenn man in München Dallmayr mag und in London die Food Halls bei Harrods, wird Peck lieben. Etabliert wurde das Delikatessenhaus im Jahr 1883 vom Prager Franz Peck, der Schinken und Räucherwurst anbot und seinen Vornamen bald zu „Francesco“ italianisierte. In der Via Spadari, unweit des Doms, ist die Auswahl an hausgemachten Parmaschinken, Culatello, Fleischwaren und Bresaola riesig. Aus der Showküche kommen handwerklich produzierte Gelato und Pasta, bei vielen Lebensmitteln wie etwa Käse arbeitet Peck seit Jahrzehnten mit denselben Lieferanten zusammen.
Im Weinkeller lassen 3000 Spirituosen und Weine keine Wünsche offen. Und wenn man keine Lust hat zu kochen, lässt sich in einem der drei Restaurants von dem Haus Mailänder Traditionsgerichte wie Osso Buco und Safran-Risotto schmecken.
Via Monte Napoleone – Mode vom Feinsten
Das Viereck, das von Via Manzoni, Via Sant’Andrea, Via della Spiga und im Südwesten von der Via Monte Napoleone begrenzbar wird, bezeichnen Insider als golden, als Quadrilatero d’Oro. Hier sind alle italienischen Modelabels mit Flagshipstores vertreten, von A wie Armani über Ferretti, Bottega Veneta und Missoni bis Z wie Zegna. Das zog natürlich auch die internationale Konkurrenz mit Showrooms von Stella McCartney, Hermès und Ralph Lauren an.
Darüber hinaus sind internationale Juweliere, Schuh- und Antiquitätengeschäfte seitdem Zweiten Weltkrieg in die neoklassizistischen Paläste an der minus einen halben Kilometer langen Via Monte Napoleone eingezogen, in denen die Mailänder Aristokratie residierte. Erholung vom Shopping bietet die Pasticceria Cova von dem Jahr 1817, eines der ältesten Kaffeehäuser des Landes, mit Sandwiches, Törtchen und Cupcakes.
Teatro alla Scala – Opernhaus von Weltruf
Der Oper L’Europa riconosciuta eröffnete im Jahr 1778 und bietet hinter ihrer klassizistischen Fassade Platz für 2030 Zuschauer. Hier wirken die weltweit größten Namen des Musiktheaters, beginnend mit den Komponisten Gioachino Rossini und Giuseppe Verdi über Dirigenten wie Arturo Toscanini und Daniel Barenboim bis zu Diven wie Maria Callas und Anna Netrebko. Im Jahr 2002 eröffnete das Teatro degli Arcimboldi im früheren Industriekomplex von Pirelli-Bicocca als zweite Spielstätte.
Die 2004 vollendete Restaurierung von dem Stammhaus verantwortete Architekt Mario Botta. Dabei wurden Bühnentechnik und Akustik auf den neuesten Stand gebracht, der Stil der ursprünglichen Inneneinrichtung aber ausgiebig erhalten. Das Theatermuseum erinnert an Tänzer, Künstlerinnen und Komponisten, die hier arbeiteten. Wenn man kein Ticket für eine Aufführung bekommt – die beste Akustik und Sicht soll es in den Logen 19 geben – kann sich mit einer geführten Tour trösten, die auch in die Werkstätten für Kostüme und Bühnenbilder führt.
Pinacoteca di Brera – Gemälde im Brera-Viertel
Eine der wichtigsten Galerien in Italien teilt sich ihren Standort im barocken Palazzo di Brera mit der Mailänder Kunstakademie. Schwerpunkte der Pinacoteca di Brera sind italienische Malerei der Renaissance und des Barock. Vertreten sind u.a. Tizian, Bellioni, Tintoretto, Raffael und Mantegna, darüber hinaus niederländische Künstler wie van Dyck, Rembrandt und Rubens. Dazu kommen Futuristen wie Umberto Boccioni, der mit dem Gemälde „Die Stadt erhebt sich“ präsent ist. Andere Meisterwerke sind das „Abendmahl in Emmaus“ von Caravaggio und das Porträt „Enfant gras“ von Amedeo Modigliani.
Kunstfreunde und Studierende beleben das traditionelle Künstlerquartier Brera zwischen der Via Fiori Chiari und der Via Madonnina. Eine großzügige Fußgängerzone voller Eisdielen, Bars, Restaurants, Mode-, Antiquitäten- und Designläden fasziniert auch viele Mailänder aus anderen Stadtteilen.
Castello Sforzesco – Festung im Parco Sempione
Über dem Haupteingang zu Mailands Kastell ragt die 70 Meter hohe Torre del Filarete auf, dekoriert mit den Wappen der potenten Familie Sforza. Diese und die Adelsfamilie Visconti sammelten Kunstschätze an, die in mehreren Museen ausgestellt sind. Das Museo d’Arte Antica zeigt Skulpturen von der Antike bis zur Renaissance, darunter den in der Schlacht von Ravenna gefallenen Kreuzritter Gaston de Foix.
Die Pinakothek versammelt italienische Meister wie Lotto, Mantegna und Tizian, Letzteren mit dem Bildnis von einem jungen Mann, der eine Gedichtsammlung von Pertrarch hält. Von Leonardo da Vinci stammen die Deckenfresken in der Sala delle Asse in der Torre Falconiera. Dem letzten Werk Michelangelos, der nicht vollendeten Pietà Rondanini aus den Jahren 1553 bis 1564, ist ein eigener Saal gewidmet.
Im Nordwesten schließt an das Kastell der Parco Sempione an. Da Mailand nicht sehr viele Grünanlagen hat, ist er zum Entspannen, Spazieren und Luftholen besonders beliebt. Mehrere Kioske bieten Erfrischungen an. Giorgio de Chiricos surrealistischer Brunnen I Bagni Misteriosi wirkt mit den Figuren zweier Schwimmer, einem Sprungbrett, einem Schwan und einem Fisch auf dem Rasen daneben in der Tat etwas mysteriös.
Santa Maria delle Grazie – Leonardos Abendmahl
Die meist Reisender kommen ins Dominikanerkloster, um im Refektorium Leonardo da Vincis „Das letzte Abendmahl“ zu bewundern, an dem er 1494 bis 1497 arbeitete. Mit dem vier mal neun Meter großen Wandmalereien, dem „Cenacolo“, schuf er einen Meilenstein der Renaissance: Er gab die perspektivische Tiefe des Raumes korrekt nochmal, ließ das Licht von links einfallen und Jesus sowie die Jünger in das Refektorium blicken. Der Apostel Thaddäus fährt nach Jesus’ Verkündung: „Einer von euch wird mich verraten“ bestürzt zurück, Bartolomäus vollständig links am Tisch ist wütend aufgesprungen, Philippus beteuert seine Arglosigkeit.
Weniger Beachtung findet meist Giovanni Donato Montorfanos Fresko „Kreuzigung Christi mit Stiftern“ gegenüber Leonardos Abendmahl an der Südwand von dem Refektorium. Da aus konservatorischen Gründen Besucherzahlen und Aufenthaltsdauer im Refektorium begrenzbar sind, ist die verfrühte Buchung eines Tickets nötig.
Navigli – Kanäle im Ausgehviertel in Mailand
Aus den Alpen wurde der Marmor für den Bau des Mailänder Doms auf Kanälen, den Navigli, herbeigeschafft, die sich bis zur Adria ausdehnen. Am Bau der Schleusen war kein Geringerer als Leonardo da Vinci beteiligt, dessen Schöpfungen und Modelle das Museo nazionale della scienza e della tecnologia Leonardo da Vinci präsentiert.
Das Arbeiter- und Handwerkerquartier um den Naviglio Grande und den Naviglio Pavese ist heute ein Vergnügungsviertel mit Künstlerateliers, Restaurants, Bars und originellen Läden. Auf umgebauten Frachtkähnen am Ufer sind Restaurants organisiert. Ab dem frühen Abend treffen sich hier Freunde und Familien zum Aperitivo. Bis tief in den Abend hinein wird mäandert, getrunken und gespeist. Im Sommer finden Freiluftkonzerte statt. Wenn man Bewegung braucht, kann sich auf dem rund 25 Kilometer langen Radweg austoben, der des Kanals entlang aus der Stadt nach Westen über Gaggiano bis Abbiategrasso führt.